Im August 1945 beschlagnahmt die sowjetische Besatzungsmacht das Gebäude, das ursprünglich vom Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein gebaut und genutzt wurde. Zusammen mit etwa 100 umliegenden Häusern gehört es zum „Militärstädtchen Nr. 7", dem Deutschlandsitz der sowjetischen Spionageabwehr. Wohnräume werden in Zellen umgewandelt, Durchgänge und Fenster bis auf schmale Öffnungsschlitze zugemauert und mit massiven Eisengittern versehen. Sichtblenden verhindern jeden Kontakt mit der Außenwelt. Im ersten Nachkriegsjahrzehnt werden in der Untersuchungshaftanstalt neben sowjetischen Staatsbürgern auch Deutsche festgehalten. Hauptvorwurf sind Spionageaktivitäten im Auftrag westlicher Geheimdienste. Die Gefangenen werden stundenlang verhört, zum Teil körperlich und seelisch misshandelt. Sowjetische Militärtribunale verurteilen sie zu langjährigen Haftstrafen oder gar zum Tode. Aus Potsdam werden die Häftlinge in Speziallager der sowjetischen Besatzungszone oder in Strafarbeitslager des sowjetischen GULags, beispielsweise nach Workuta, gebracht. Ab 1955 werden ausschließlich sowjetische Militärangehörige in der Leistikowstraße gefangen gehalten. Ihnen werden vor allem Fluchtversuche oder kriminelle Delikte vorgeworfen. Die Anzahl der Menschen, die hier leiden mussten, ist bis heute unbekannt.
Der Name der sächsischen Kleinstadt steht symbolisch für Unrecht und Unterdrückung in SBZ und DDR.
Historischer Ort