Orte der Repression

Isolation Hunger Geheimdienst MfS Schlafentzug Ausreise Hinrichtung Flucht Willkür

Potsdam, Leistikowstraße

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Wenige Wochen nach der Geburt wird Helga Kühn ihre Tochter weggenommen. Sie wächst bei den Großeltern auf.
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Sein zentrales Untersuchungsgefängnis richtet die sowjetische Spionageabwehr in einem vormaligen Pfarrhaus ein.
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Bis Mitte der 1950er Jahre dienen die kargen Kellerzellen mit einfachen Holzpritschen zur Unterbringung der Gefangenen.
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Vor allem sowjetische, aber auch zahlreiche deutsche Inhaftierte hält der Geheimdienst in der Leistikowstraße gefangen.

Nur ein kleines Bild von ihrer Tochter bleibt Helga Kühn. 1950 wird sie nach acht Monaten Untersuchungshaft in der Potsdamer Leistikowstraße hochschwanger durch ein Sowjetisches Militärtribunal (SMT) wegen Spionage zu 25 Jahren Haft verurteilt. Ihre Tochter kommt im Frauengefängnis Hoheneck zur Welt und wird nach drei Monaten in ein Säuglingsheim gebracht.

In der Potsdamer Leistikowstraße 1 befindet sich von 1945 bis 1991 die zentrale Untersuchungshaftanstalt der sowjetischen Militärspionageabwehr.

Im August 1945 beschlagnahmt die sowjetische Besatzungsmacht das Gebäude, das ursprünglich vom Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein gebaut und genutzt wurde. Zusammen mit etwa 100 umliegenden Häusern gehört es zum „Militärstädtchen Nr. 7", dem Deutschlandsitz der sowjetischen Spionageabwehr. Wohnräume werden in Zellen umgewandelt, Durchgänge und Fenster bis auf schmale Öffnungsschlitze zugemauert und mit massiven Eisengittern versehen. Sichtblenden verhindern jeden Kontakt mit der Außenwelt. Im ersten Nachkriegsjahrzehnt werden in der Untersuchungshaftanstalt neben sowjetischen Staatsbürgern auch Deutsche festgehalten. Hauptvorwurf sind Spionageaktivitäten im Auftrag westlicher Geheimdienste. Die Gefangenen werden stundenlang verhört, zum Teil körperlich und seelisch misshandelt. Sowjetische Militärtribunale verurteilen sie zu langjährigen Haftstrafen oder gar zum Tode. Aus Potsdam werden die Häftlinge in Speziallager der sowjetischen Besatzungszone oder in Strafarbeitslager des sowjetischen GULags, beispielsweise nach Workuta, gebracht. Ab 1955 werden ausschließlich sowjetische Militärangehörige in der Leistikowstraße gefangen gehalten. Ihnen werden vor allem Fluchtversuche oder kriminelle Delikte vorgeworfen. Die Anzahl der Menschen, die hier leiden mussten, ist bis heute unbekannt.

 
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"Die Todesstrafe wird mittels Fallbeil in einem umschlossenen Raum vollzogen."

Im Gebäude des Landgerichts am Münchner Platz in Dresden werden ab Mai 1952 bis Dezember 1956 nachweislich 66 zum Tode Verurteilte mit dem Fallbeil hingerichtet. Die Hälfte davon sind Opfer der politischen Strafjustiz.

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