Die Häuser werden mit Stacheldraht eingezäunt, das Gelände von hölzernen Türmen aus bewacht. Größtenteils willkürlich verhaftet, hausen die Menschen dichtgedrängt und zur Untätigkeit gezwungen in Scheunen und Schuppen. Sie schlafen auf Holzpritschen, Strohsäcken oder teils im Freien. Bereits im Juni ist das Lager mit 7.000 bis 8.000 Menschen vollkommen überfüllt. Enge, Mangelernährung und primitive Lebensbedingungen führen zu einer Ruhr-Epidemie. Innerhalb von vier Monaten sind 1.000 bis 1.500 Tote zu beklagen.
Das Speziallager Weesow ist ein Provisorium. Da es nicht an die Kanalisation angeschlossen ist und über keine Bahnanbindung verfügt, wird es im August 1945 aufgelöst. Über 5.000 geschwächte Inhaftierte müssen einen 40 Kilometer langen Fußmarsch bewältigen – ins Speziallager Sachsenhausen.
Insgesamt durchlaufen in den vier Monaten seines Bestehens mehr als 15.000 Menschen das Lager Weesow. In der DDR wird die Kiesgrube, die auch als Massengrab diente, als Müllhalde genutzt. Angehörige der Opfer stellen dort heimlich Gedenksteine auf. Heute sind diese Erinnerungszeichen in die Gedenkstätte am Rande der Massengräber integriert.
Der Versuch, die deutsch-deutsche Grenze im Eichsfeld zu überwinden, kostet elf Menschen das Leben, andere werden schwer verletzt oder verhaftet.
Historischer Ort