In Marienfelde werden Flüchtlinge aus der DDR untergebracht und versorgt, bis sie eine Aufenthaltsgenehmigung für West-Berlin oder die Bundesrepublik haben. Im Notaufnahmelager angekommen, erhalten die Flüchtlinge eine Nummer und einen Laufzettel, der die Stationen des Aufnahmeverfahrens zusammenfasst. Dazu gehören ärztliche Untersuchungen, aber auch Gespräche mit Vertretern der westalliierten Geheimdienste in der „Sichtungsstelle". So sollen zum einen möglichst viele Informationen über die SBZ bzw. die DDR gesammelt, zum anderen mögliche Spione entdeckt werden. Unter den Flüchtlingen entsteht ein Klima des Misstrauens. Geschwächt durch die Strapazen der gerade überstandenen Flucht leiden sie auch an der Ungewissheit über ihre Zukunft.
Nach seiner Eröffnung 1953 bietet das Notaufnahmelager Marienfelde Platz für 1.200 Flüchtlinge. In den folgenden zwei Jahren wird es weiter ausgebaut, so dass ab 1955 2.800 Menschen dort eine Unterkunft erhalten können. Das Lager ist ständig überbelegt, besonders in den Wochen vor dem Mauerbau.
Nach der Errichtung der Berliner Mauer 1961 sinkt die Zahl der Flüchtlinge erheblich. Mit der Ausreisebewegung ab Mitte der 1970er Jahre und den Massenfluchten Ende der 1980er Jahre kommen wieder mehr DDR-Flüchtlinge in das Notaufnahmelager. Erst drei Jahre nach der Wiedervereinigung verlassen die letzten Bewohner Marienfelde. Insgesamt haben über 1,3 Millionen der ca. 4 Millionen DDR-Flüchtlinge das Notaufnahmelager Marienfelde durchlaufen.
Unter menschenverachtenden Umständen werden die Häftlinge in Massenzellen untergebracht.
Historischer Ort