Orte der Repression

Isolation Hunger Geheimdienst MfS Schlafentzug Ausreise Hinrichtung Flucht Willkür

Mühlberg

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Zweistöckige Holzpritschen an den Wänden der völlig überfüllten Baracken dienen den Häftlingen als Schlafplatz.
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Zermürbende Langeweile setzt den Inhaftierten zu. Es ist verboten, zu singen, zu schreiben oder sich in einer Gruppe zu beschäftigen.
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Einfache Holzkreuze, von den Angehörigen nach der Wiedervereinigung errichtet, erinnern an die Toten des Speziallagers.

„Für eine Baracke gab es zwei Nachtaborte, auf 500 Häftlinge kamen drei Waschbecken", erinnert sich Erhart Krätzschmar. Was für ein Schock für den damals 16-jährigen, der nach zwei Wochen pausenloser Verhöre mit 250 anderen Menschen in eine völlig überfüllte Baracke eingepfercht wird. Jeden Tag muss er mit ansehen, wie die Toten zu Massengräbern transportiert werden, um Weihnachten 1946 „80 bis 100 Leichen täglich […]. An meinem Fenster vorbei".

Das sowjetische Speziallager Nr. 1 wird im September 1945 auf dem Gelände eines ehemaligen Kriegsgefangenenlagers der deutschen Wehrmacht nordöstlich der Stadt Mühlberg/Elbe vom sowjetischen Geheimdienst NKWD eingerichtet.

Bis September 1948 durchlaufen 21.800 Gefangene das Lager. Willkürlich verhaftet und ohne Urteil eingesperrt, haben die meisten Internierten keine Beschäftigung. Es ist strikt verboten zu schreiben, zu singen oder sich in der Gruppe zu beschäftigen. In den Baracken sind zweistöckige Holzpritschen aufgestellt, auf denen die Häftlinge ohne Decke schlafen. Durch Hunger und mangelnde Hygiene geschwächt, erkranken die Menschen an Ruhr, Typhus und Dystrophie. Über 6.700 sterben. Mehr als 3.000 Inhaftierte, darunter etwa 250 Jugendliche, werden in die Sowjetunion deportiert. Viele der Überlebenden kehren erst Mitte der 1950er Jahre in ihre Heimat zurück. Bei der Auflösung des Speziallagers Mühlberg werden über 3.600 Internierte in das Speziallager Nr. 2 in Buchenwald überstellt.
In der DDR sind die Speziallager und ihre Opfer ein Tabu. Blumen und andere Erinnerungszeichen der Angehörigen werden entfernt. Erst nach der Wiedervereinigung wird eine Gedenkstätte eingerichtet.

 
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"Das Misstrauen unter den Häftlingen war spürbar."

In der Untersuchungshaftanstalt in der Erfurter Andreasstraße werden die Häftlinge körperlich und psychisch schikaniert.

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