Während des Nationalsozialismus nutzt die Geheime Staatspolizei das 1874 erbaute Gefängnis. Nach dem Zweiten Weltkrieg richtet die sowjetische Besatzungsmacht ein regionales Auffanggefängnis ein. Sie presst den Verhafteten, darunter vielen Jugendlichen, oft unter Folter Geständnisse ab, bevor sie zu langjährigen Haftstrafen oder zum Tode verurteilt werden. Viele werden in das sowjetische Speziallager Nr. 2 nach Buchenwald verlegt. 1947 wird das Gefängnis wieder der deutschen Gerichtsbarkeit unterstellt. Hauptanklagepunkte, die den in Gera Inhaftierten vorgeworfen werden, sind besonders „Wirtschaftsverbrechen", oft in Verbindung mit Enteignungen, und „Boykotthetze" bei Kritik am Staat. Die Haftbedingungen sind hart: Einzelhaft, vor allem zu Beginn des Aufenthalts, die auf Verlust der Identität zielende Nummerierung der Gefangenen und das Verbot, den eigenen Namen zu benutzen, gehören zum Alltag. Schlafentzug führt zu dauerhafter Übermüdung, die Häftlinge werden systematisch zermürbt. 1981 stirbt der 23-jährige Matthias Domaschk unter bis heute ungeklärten Umständen nach einem Verhör durch das MfS.
Im Zuchthaus Brandenburg-Görden leiden die Häftlinge unter überfüllten Zellen und mangelhafter Ernährung.
Historischer Ort